Zu einem guten Happy End gehört
auch immer ein guter Anfang. In der Fliegerei sind die Briefings die ersten
Berührungspunkte mit der Crew und bekanntlich bekommt man keine zweite Chance
für den ersten Eindruck.
Wenn die Türe zum Briefingraum
aufgeht, bekommen die Namen auf der Crewliste schlagartig ein Gesicht:
«Ach das ist die Andrea»
«Der Peter sieht aber dicker
aus als auf dem Photo…»
«Die Hannelore könnte auch mal
lachen…»
«Älter als ich dachte…»
«Ist die noch Single…?»
«Scheisse, der Drachen von
vorigem Jahr…»
Leifäden, wie man gute
Briefings gestaltet, gibt es firmenintern unzählige. Vor ein paar Jahren
durften wir Briefings sogar unter therapeutischer Betreuung einüben und einander
Feedbacks geben, bis wir fluchtartig die Arbeitsstätte verliessen. Doch
eigentlich ist das Fundamentale der Briefings von Flugbesatzungen allen klar:
Es zählt nur das Äusserliche! Schon lange interessiert niemanden mehr, wie lange
die Blechröhre von A nach B fliegt: das merkt man früh genug! Man will
unterhalten werden und zwar optisch und nicht verbal!
Also auf den Punkt gebracht:
Wer während dem Flug im Cockpit Besuch haben und anständig verpflegt werden
will, der soll vor dem Betreten des Briefingraums bitteschön den Hosenstall
schliessen, die Nase putzen, Haare von den Brillengläsern entfernen und die
Frisur notdürftig richten. Fusel auf der Uniform sind zu entfernen und Schuhe
sollten gepflegt sein. Auf Grimassen ist zu verzichten und man soll nicht so
dastehen, als ob man dies ohne Rollator nicht mehr könnte. Brust raus und mit
einer Mischung aus Stolz und Hundeblick den Raum betreten! Das Feedback in Form
von interessierten Blicken folgt unmittelbar.
Schauen die Kolleginnen und Kollegen
desinteressiert auf ihre eigenen Fingernägel oder schreiben seltsame
Serviceabkürzungen auf das Notizblatt, dann hat der Herr Kapitän ein ernsthaftes
Problem - oder mit anderen Worten: der erste Eindruck wurde gründlich versaut.
Heute war so ein Tag.
Irgendwie habe ich es vergeigt. Niemand schien mir zuzuhören ausser das FCG,
mit der ich vor 17 Jahren auf dem Fahrrad den Osten Japans unsicher machte. Ich
hätte eine Flugzeit von drei ganzen Tagen verkünden können, es hätte niemand
reagiert. Selbst doppelte Spesen hätten das Denkzentrum nicht erreicht. Hätte
ich verkündet, dass der Flug abgesagt wäre, die Crew wäre trotzdem in einer
stoischen Ruhe zum Standplatz gefahren. Das Team hat entschieden, der Kapitän
genügte einem der unzähligen Kriterien nicht, die es zu beachten gilt. Zu
meiner Erleichterung war es nicht ein offener Hosenstall - auch die Brille war
nicht mit Schuppen übersät. Die Schuhe waren beim Schuhmacher in den Ferien und
glänzten dementsprechend. Mein Hemd war weiss wie in einer Kochwäsche-Werbung und
Bügelfalten hatte die Hose auch. Frisurentechnisch bin ich im Moment eh auf der
Höhe, weil meine hübsche Frau eine hübsche Friseurin für mich ganz in der Nähe
unseres Wohnortes fand.
Was war es dann? Was drohte
meine Glaubwürdigkeit und Autorität zu untergraben? Ein Blick auf die Uhr
brachte schlagartig Klarheit. Ein giftgelbes Sportarmband schmückte mein Handgelenk
und fiel zwischen dezentem Sakko, dezenter Hose und dezenter Krawatte auf, wie
der Twitter-Präsident bei einer Tagung intellektueller Grössen. Wenn Herr
Kapitän schon eine Uhr tragen muss, bei der man das Armband blitzartig wechseln
kann, so soll der Herr Kapitän dies auch machen. Dezent schwarz oder elegantes
Leder – ABER SICHER NICHT GIFTGELB! Zugegeben, es sah wirklich doof aus!
Gut bin ich vor über 17 Jahren
in Japan kräftig in die Pedalen getreten - und noch besser, haben wir damals
kurz vor dem Grounding mit der Radlergruppe viel Spass gehabt. Trotz giftgelbem
Armband wurde ich bestens verpflegt und die Besuche in der Pilotenkanzel waren
zahlreich. Die sehr sehr sehr sehr sehr sehr berühmte Persönlichkeit ganz vorne
in der Kabine habe ich mit giftgelbem Armband persönlich begrüsst. Unsere Blicke
trafen sich, Worte wurden ausgewechselt, das Armband blieb unentdeckt. Männer untereinander
werten Äusserlichkeiten weniger oder heben ganz einfach mehr gegenseitiges Verständnis
für geile Gadgets.
Ist doch ein schönes Happy End
– oder?
Herrlich - merci vielmol für Deine super Eindrücke!! Zaubert mir bei jedem Lesen ein Lächeln ins Gesicht :-)
AntwortenLöschenAus Bangkok dankt NFF
AntwortenLöschenKann mich Paul nur anschliessen! Bin äusserst dankbar, dass sich das lange Warten gelohnt hat und nun der beste bloggende Pilot wieder öfter von sich hören lässt :) Fast alles wie früher, auch die Titelwahl, welche vom Schreiberling natürlich nie und nimmer so gewählt wurde um auch Leute auf die Seite zu locken, die sich nicht primär für die Fliegerei interessieren ;P
AntwortenLöschenLiebe Grüsse nach BKK von Wolfgang
Tja, leider werden die Crews immer jünger und das Interesse immer geringer, leider auch an den Passagieren. Es ist jedesmal eine Freude, wenn es eine ältere Crew ist, denn dann sitzt die Aufmerksamkeit, die Freundlichkeit und der Service :-)
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